Das Kino wird gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Ingenieuren und Industriellen entwickelt, die in unterschiedlichem Ausmaße die Techniken der fotografischen Aufzeichnung, Bildanimation und Projektion kombinieren. Kinetoscope von Edison, Kinematograph von Louis und Auguste Lumière, Theotrograph von Paul oder auch Bioskop der Brüder Skladanowski. Sehr rasch werden Tonuntermalung, Farbe und sogar das Relief erforscht!
Auch wenn die ersten Betreiber sich vom Repertoire in den Bereichen Malerei, Fotografie und Theater inspirieren lassen, gehen sie weit darüber hinaus und nutzen die völlig neuen Möglichkeiten der Montage. Zeichen- und Trickfilme, rekonstruierte Aktualitäten, komische Ansichten, Verfolgungsjagden, Western, sog. serials, Melodrame, Kunstfilme: Dutzende Genres entwickeln sich und werden innerhalb von zwei Jahrzehnten kodifiziert, um ein breites Publikum zu begeistern.
Das Kino ist zunächst eine Attraktion, die einem einfachen Publikum vorbehalten ist und in den Hintersälen von Cafés, Jahrmärkten oder Kaufhäusern gezeigt wird. Anschließend etabliert es sich in eigenen Kinosälen, die von der sozialen und kulturellen Elite besucht werden. Künstler oder Kritiker (wie Abel Gance im Jahr 1912) betrachten das Kino nun als "sechste Kunst".
Saal 47, ab September 2019
Von Anfang an erzählt das Kino Geschichten.... über sich selbst und offenbart seine Kulissen. Aufnahmen von Dreharbeiten, Vorführung der Funktionsweise von Geräten und Verfahren, Fiktionen, welche die Teams an den Filmsets in Szene setzen: Es gibt unzählige Genres, welche die Triebfedern der neuen Industrie präsentieren.
Während die Namen der Betreiber, der ersten "Kinematographen" oder der Schauspieler noch nicht im Abspann aufscheinen, liefern sich Erfinder, Studios und Produktionshäuser erbitterte Kämpfe, um die Urheberschaft der Systeme oder die Originalität der kreierten Welten zu beanspruchen und Nachahmungen zu verhindern. Obwohl die Identität der Unternehmen manchmal in einer Werbung angezeigt wird, erscheint sie ebenfalls in Form eines Logos inmitten der Filmkulissen.
Die Szenarien beleuchten ebenfalls, was im Kinosaal geschieht, wo der Zuschauer versucht, in das Geschehen auf der Leinwand einzutauchen. Dieses entstehende Medium macht sich über sich selbst lustig, analysiert sich, lässt seine kurze Entstehungsgeschichte Revue passieren - und erfindet sich selbst als Kunst.