Chauveau besitzt eine atypische Persönlichkeit und beginnt mit der Bildhauerei um 1905, während er bereits seit mehreren Jahren als Arzt tätig ist. Ab 1907 werden die Ungeheuer zu einem Leitmotiv seiner künstlerischen Produktion sowohl im Bereich Bildhauerei als auch Zeichnung.
Seine Hybridwesen sind häufig berührende Kreaturen, unbeholfen und wie erstaunt über ihre eigene Präsenz. Sie scheinen seinem Unterbewusstsein zu entspringen und stellen für Chauveau eigenständige Gefährten dar, ein Volk aus einer imaginären Welt, in der er Zuflucht sucht.
Trotz ihrer Einzigartigkeit sind die geschnitzten Ungeheuer des Künstlers Teil einer Genealogie der Kunstgeschichte: Beispiele sind die mittelalterlichen Wasserspeier oder auch japanische Einflüsse. Im Bereich der Zeichnung übernimmt Chauveau ein synthetisches, präzises und markantes Konzept, um seine Figuren in einem naiven Stil in vereinfachten aber expliziten Szenerien darzustellen.
Seine Rahmungen vermitteln die narrative und teilweise dramatische Dimension seiner Serien.
Ab den 1920er Jahren erfindet er monströse Landschaften: vorsintflutliche Wüstengegenden, in denen biomorphe Ungeheuer eigenartige Handlungen ausführen. Chauveau illustriert auch große Klassiker (Das Alte und Neue Testament, Die Fabeln von La Fontaine), deren Text er manchmal neu interpretiert (Le Roman de Renard), und schafft ebenfalls berührende und phantasievolle Kinder- und Tiergeschichten.
Im Rahmen dieser Ausstellung kann ein für die damalige Zeit absolut einzigartiges Werk neu entdeckt werden. Zwei wichtige Aspekte stehen im Mittelpunkt: einerseits die Persönlichkeit, das Leben und Werk von Leopold Chauveau, und andererseits seine imaginäre Welt für Kinder, die auch die jüngsten Besucher faszinieren wird.
Kuratoren
Ophélie Ferlier-Bouat und Leïla Jarbouai, Konservatorinnen im Musée d'OrsayDie Ausstellung wird ebenfalls präsentiert in La Piscine, Musée d'Art et d'Industrie André Diligent in Roubaix, vom 7. November 2020 bis zum 7. Februar 2021
In Zusammenarbeit mit Gobelins, der Bilderschule
und unter Beteiligung des Institut Mémoires de l'Edition Contemporaine
Mit der großzügigen Unterstützung von Kineti Technologies